Ein geschundener Berg

In Unternberg treffe ich frühmorgens Peter aus Fürstenfeld. Große Rucksäcke ziehen sich irgendwie an. Er ist weitwandernd nach Zug in der Schweiz unterwegs. Bis St. Magarethen haben wir denselben Weg. Zweimal ist er bereits den Jakobsweg über 3000 km von Österreich aus gelaufen. Es gibt halt viele Verrückte auf dieser Welt! Nach 6 km trennen sich unsere Wege, nicht ohne unsere Adressen ausgetauscht zu haben. Mein Aufstieg zur Bonner Hütte gibt den Blick auf den Katschberg frei. Lifte, Verbauungen, Wege, Hütten  – ein geschundener Berg. Man möchte wünschen, dass er sich schütteln und von der Umklammerung befreien könnte.

Der Katschberg

In Rennweg übernachte ich im Strafnerhof, einem 500 Jahre alten Bauernhof. Ein lebendes Museum!

Der Aufstieg am nächsten Morgen zur 2000 m hohen Torscharte gestaltet sich locker und vor allem schattig.

Übernachtung in der Leonardshütte. Abstieg ins Maltatal und weiter ins Drautal. Gerne erinnere ich mich daran, wie wir vor Jahren mit den Kindern den Drauradweg geradelt sind. Ich bleibe hoch über dem Drautal bis Oberdrauburg mit tollen Ausblicken in die Lienzer Dolomiten.

Ein toller Haarschnitt!
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Die längsten Tage

Es sind die längsten Tage des Jahres und man möchte jeden einzelnen festhalten. In Eisenerz naht die Entscheidung. Zentralalpenweg über die Tauern oder nicht. Nach dem Telefonat mit dem Wirt der Edelrautehütte wird schnell klar, da geht nichts ausser Skitouren. Etwas enttäuscht kommt Plan B zum Zug. Umgehung dieses Teils der Tauern auf einer südlichen Route.

Von Eisenerz führt mein Weg über den Teicheggsattel nach Kalwang. Die Berghütte Bergerhube ist das nächste Ziel. In der Bergerhube sind wir nur zwei Übernachtungsgäste. Sonja kommt seit vielen Jahren in die Hütte. Mit ihrem verstorbenen Mann unternahm sie über 40 Jahre lang Trekkingtouren weltweit. Auch sie waren in den Bergen Korsikas, den kanadischen Rockies und Alaska unterwegs. Gesprächsstoff für einen langen Hüttenabend.

Über das Krugtörl vorbei am Krugsee erreiche ich die Sonnleitnerhütte, eine Selbstversorgerhütte. Glücklicherweise betreibt die Familie Steinwendner wenige Meter weiter einen Biobauernhof, wo ich mich mit allem fürs abendliche leibliche Wohl versorgen kann. Die Hütte habe ich für mich allein. Weiter geht’s über St. Oswald und den Kammersberg hinauf zur Grazer Hütte. Abends steige ich noch zum Tragleiteneck auf 2300 m auf. Richtig ungewohnt, denn der Rucksack bleibt natürlich in der Hütte. Ich genieße den Sonnenuntergang hier oben mit tollen Ausblicken in die Sölktaler Alpen.

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Ins Hochgebirge

1200 hm hinauf auf das Hochschwabmassiv sind zu bewältigen. Der Aufstieg führt durch das Voisthal vorbei an der Voisthaler Hütte. Kurz davor eine Begegnung der besonderen Art. 26 Steinböcke zähle ich, die sich völlig unbeeindruckt von mir zeigen.

Von der Wirtin der Voisthaler Hütte erfahre ich, dass sie hier wiederangesiedelt wurden und sich prächtig vermehren.

Mit zunehmender Höhe werden die zu querenden Schneefelder immer größer. Einmal nicht aufgepasst, sinke ich bis zur Hüfte ein. Der Hochschwab ist ein Karstgebirge. Es gibt kaum Quellen und Wasserläufe, was den Hütten Probleme bereitet. Am Schiestlhaus angekommen, erfahre ich als erstes, dass die Badezimmer wegen Wassermangels gesperrt sind. Ich habe noch einen vollen Beutel Wasser dabei, was fürs Zähneputzen und einer Miniwäsche reicht. Für den nächsten Tag kündigt sich abends schon das schlechte Wetter an.

Morgens dann Sturm und die Sicht weniger als 20 m. Einen Tag hier oben zu bleiben, ist keine Alternative. Also warm anziehen und abwärts. Es ist eiskalt. Der Weg ist gut zu finden, im Zweifel hilft das Navi. Vorbei an der Häuslealm und Sonnschienhütte erreiche ich nach 11h Eisenerz. Danach wird der erste Ruhetag fällig.

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Von der Stadt in den Wald und ins Gebirge

Nach sechs Tagen erreiche ich Seewiesen am Fuss des Hochschwabs. Die ersten Wandertage dienten eher dem Einlaufen. Von Wien aus folge ich der Via Sacra, dem Wiener Wallfahrerweg. Er ist Teil der Europäischen Pilgerwege und beginnt im polnischen Tschenstochau.

Ich bin überrascht. Nicht nur dass ich kaum einer Menschenseele begegne, insbesondere säumen wunderschöne Wälder, Klöster und viele Kleinode den Weg. Am Stift Heiligenkreuz komme ich gerade rechtzeitig zu einer Führung durch einen Zisterzensierpater. Die romanische Stiftskirche beeindruckt. Das Stift beherbergt eine theologische Hochschule und ein Priesterseminar.

Stift Heiligenkreuz

Auf der Enzianhütte überschreite ich erstmals die 1000m Marke. Lisa bewirtschaftet die Hütte seit drei Jahren. Sie ist eine äußerst pragmatische Frau. Corona Hilfen anzunehmen, kam für sie nicht in Frage. “Müsste ich eh zurückzahlen”, ihr Kommentar.

Abendstimmung auf der Ezianhütte

Der nächste Tag bringt Regen satt. Das Unterbergschutzhaus liegt auf meinem Weg und lädt zur Rast ein. Andrea und Manfred bewirtschaften die Hütte seit 32 Jahren. Außergewöhnlich! Sie stammen beide aus München und entschlossen sich vor 36 Jahren Hüttenwirte zu werden. In Österreich wurden sie fündig. Andrea ist selbst begeisterte Wanderin. Eine interessante Lebensgeschichte. Trotz Regen muss ich weiter. Kurz vor meiner Unterkunft in einer kleinen Pension entdecke ich unter einem Carport ein chromblitzendes Motorrad. Eine Harley – und was für eine! Sie gehört Martin, der mich gleich zum Kaffee einlädt. Er erzählt mir im Detail, was an der Maschine umgebaut worden ist. Nichts ist mehr Original. Unglaubliche 70.000 Euro hat er verbaut. So hat halt jeder seinen Spleen.

Nach einem langen 27km Hatsch erreiche ich am nächsten Tag Mariazell. Der Wallfahrerweg endet hier und die Entscheidung Hochschwabmassiv oder nicht steht für mich an. “Viel Schnee bei uns hier oben, du solltest schon bergerfahren sein, ” so der Wirt des Schiestlhauses, das nur 600 m vom Gipfel entfernt gelegen ist. Mein erstes Highlight, den Hochschwab, kann ich also angehen. Ich freue mich aufs Hochgebirge.

Der Aufstieg zum Hochschwab führt durchs Voisthal
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Einen Sommer lang von Wien nach Nizza

Der Routenplan zum Ansehen in Outdooractive.

„In den Bergen können wir die Zeit langsamer machen, die Eile ins Abseits schicken, den Augenblick tief einatmen und unserer Glückseligkeit gute Gründe geben.”
(We love Zillertal)

Träume sollte man leben! Einmal richtig die Alpen sehen, komplett von Ost nach West. Aus eigener Kraft Europas bekanntestes Gebirge zu überschreiten, macht nicht nur demütig, sondern auch eine Menge Freude. Wochenlang einen Fuß vor den anderen zu setzen, minimalistisch zu leben, die Langsamkeit genießen, mit dem Sonnenaufgang aufzustehen und abends erschöpft aber glücklich ins Bett oder Zelt zu sinken.

Seit meiner Alpenüberquerung von München nach Venedig lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los. Jetzt – 14 Jahre später – ist es endlich soweit!

In 100 Tagen von Wien nach Nizza: ca. 1800 km und 90.000 Höhenmeter.

Es ist nicht meine erste Fernwanderung. Der GR20 auf Korsika (schon zweimal, das erste Mal vor 45 Jahren!), München-Venedig 2007, der GTA (Grande Traversata delle Alpi) im Piemont. Dazu kommen viele Trails in den kanadischen Rockies und Alaska, sowie diverse weitere Touren in den Alpen, insbesondere in den Dolomiten. Und erst im letzten Jahr eine tolle Wanderung entlang des GTA über 700 km vom Lago Maggiore nach Nizza. Hier geht’s zum GTA-Tagebuch.

Aber diese Tour verspricht schon ein besonderes Abenteuer zu werden.

Ohne Planung läuft nichts…

Annähernd vier Monate in den Bergen unterwegs zu sein, ohne konkrete Planung ist nicht mein Ding. Ich will mir unterwegs möglichst wenig Gedanken über den Routenverlauf machen. Sofern es natürlich das Wetter zulässt. Nein, es geht mir nicht darum, die meisten und höchsten Gipfel zu erklimmen oder den kürzesten und schnellsten Weg ans Mittelmeer zu finden. An erster Stelle steht die Freude an den Bergen, dem Wandern und der Bewegung, der Einsamkeit und Entspannung, den Menschen am Weg und Regionen zu erkunden, die ich bisher nicht kannte und – die weniger im Fokus des Tourismus stehen.

Vorüberlegungen und Gedanken zum Routenverlauf

Seit mehr als einem Jahr plane ich nun. Wie schnell man Planungen verwerfen muss, hat dieses Jahr gezeigt. Corona und ein kaltes und schneereiches Frühjahr in den Bergen lassen bisherige Planungen obsolet werden.

Natürlich wäre ich am liebsten auf unbekannten Wegen unterwegs, abseits der großen Tourismuszentren, fernab von überfüllten Berghütten und Seilbahnen. Somit fallen die meisten der bekannten europäischen und alpinen Fernwanderwege schon mal weg. Ein Großteil der Nordalpen eigentlich auch.

Der geplante Start Anfang Mai verschiebt sich schnell auf nun Anfang Juni.

Los geht es am Stephansdom in Wien. Auf dem Nordalpenweg durch den Wienerwald zum Hochschwabmassiv. Nach den Ennstaler Alpen und dem Gesäuse wartet der Zentralalpenweg. Durch die Tauern, die Gailtaler Alpen und über den Karnischen Hauptkamm, vorbei an Cortina, werden die Dolomiten erreicht. Die Sarntaler Alpen und die Ortler Gruppe begleiten den Weg über das Stilftser Joch und die Bernina Gruppe vorbei am Comer See zum Lago Maggiore. Dem, aufgrund seiner Ursprüng-lichkeit und Abgeschiedenheit, von mir besonders geliebten Grande Traversata delle Alpi (GTA) folge ich weitgehend der Route des letzten Jahres. Im Nationalpark Mercantour führt der Weg nach Frankreich und auf dem GR52 und GR5 schlussendlich bis Nizza.

Sicher habe ich mir über die Route intensiv Gedanken gemacht, doch in den Bergen ist nichts in Stein gemeißelt! Der Winter war bis weit in das Frühjahr hinein nun mal sehr schneereich. Es ist durchaus möglich, dass ich zeitweise auf niedriger liegende Wege ausweichen muss. Wie sagte mir der Wirt vom Schiestlhaus am Hochschwab: „Im Moment kannst du Skifahren am Hochschwab aber nicht wandern!“  Flexibilität und Umplanungsbereitschaft in den Bergen müssen schon sein…

Die Unterkünfte

Den Großteil der Tour werde ich auf Berghütten, Gasthöfen, Posti Tappa (Etappenunterkünfte auf dem GTA) übernachten. Das mitgeführte Zelt dient der Sicherheit, falls Hütten belegt sind oder wunderschöne Orte – weitab der Zivilisation – zum Verweilen einladen. Auf ein paar dieser tollen Lokalitäten freue ich mich schon, insbesondere auf der GTA. Ich hoffe nur, dass der prophezeite nach-Corona-Ansturm auf die Alpen im Hochsommer nicht gar so heftig wird…

Die Ausrüstung

Klar ist, jedes Gramm möchte die 90.000 hm hinauf geschleppt werden! Da ich außerdem nicht mehr der Jüngste bin, musste meine Ausrüstung dringend Federn lassen. Light bzw. Ultralight war angesagt. Nach intensivem Studium diverser Websites der Ultralight Fraktion kamen nach weitgehendem Neuerwerb des Equipments lediglich 7,7 kg! (ohne Wasser) zusammen. Nein, die Zahnbürste habe ich dabei nicht abgesägt… Für die harten Ultralight Freaks zwar immer noch zu viel aber auf jeglichen Komfort möchte ich nun doch nicht verzichten. Z.B. hat der neue Rucksack schon eine Einsparung von 1,6 kg gebracht. Wo es möglich war, wurde die Kleidung auf Merino umgestellt. Hat sich super bewährt! Man stinkt nicht schon nach einem Tag, sondern ein Shirt ist durchaus drei bis vier Tage ohne Waschen tragbar. Und das ohne meinem Umfeld mit unwiderstehlichen Gerüchen „in die Nase zu gehen“.

Die Navigation

Seit vielen Jahren verlasse ich mich nur noch auf die digitale Navigation.
Mein Smartphone zusammen mit der Sportuhr Forerunner 945 von Garmin haben sich bewährt. Beide bilden ein Backup. Die primäre Navigation übernimmt die Uhr. Falls diese ausfällt übernimmt das Smartphone. Zusätzlich sind sämtliche Etappen (GPX Dateien) in der Cloud und einer mitgeführten SD-Karte gespeichert. Der Weg wird von beiden aufgezeichnet. Diesen übertrage ich abends auf die SD-Karte und wann immer möglich in die Cloud. Die Stromversorgung der Uhr ist für drei Tage ausreichend, beim Smartphone für zwei-drei Tage.
Zum ersten Mal verzichte ich heuer zugunsten der ausgezeichneten Smartphone-Kamera auf die Mitnahme einer separaten Kamera.

Nun bleibt nur dankbar zu sein!
– meiner Familie, dass sie dieses schon etwas spinnerte Vorhaben unterstützt
– dass die Gesundheit mitspielt und ich vor Unfällen bewahrt bleibe 
– und dass Wetter, Berge und die Menschen am Weg mir wohlgesonnen sind.

„Eines Menschen Seele kann nur so schnell reisen, wie ihn seine Füße tragen können.“ (Indianisches Sprichwort)

Bleibt gesund! 😊

Servus, Dietmar

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