Berge und Meer…

Der Nationalpark Mercantour ist schnell durchquert, bevor die Alpen immer deutlicher “im Meer versinken”.

Schroff und wild präsentiert sich der Nationalpark Mercantour

Auf knapp über 1500 m schwingen sich die provencialischen Voralpen noch hinauf. Jetzt im Herbst ist die Region staubtrocken und die Vegetation verdorrt. Von Saint Dalmas geht es in einer aussichtsreichen Kammwanderung nach Utelle.

Nein, so richtig wollen sich Körper und Geist nicht damit abfinden, dass mein Abenteuer unausweichlich zu Ende geht. Aber die Freude Lisa wiederzusehen, läßt anderen Gedanken keinen Raum.

Ich beschließe, die letzten beiden Etappen zusammenzufassen und damit einen Tag früher, gemeinsam mit Lisa in Nizza anzukommen.

Von Levens sind es noch 28 km bis zum Meer. Nach ca. 10 km geben die Berge die ersten Blicke auf das Meer frei.

Der Abstieg in die brodelnde Metropole fühlt sich irgendwie “falsch” an für mich. Gegensätzlicher könnten die Eindrücke nicht sein: Hier der Lärm und die Hektik der Stadt, dort die Ruhe und Abgeschiedenheit weltvergessener Bergwelten. Am Strand treffe ich Lisa und alles ist gut!

Nach 94 Tagen, 1772 km und 84478 m aufi findet mein Abenteuer hier ein glückliches Ende.

Fortsetzung folgt… 😉

Eine alte Liebe

Seit vielen Jahren zieht es mich immer wieder ins Piemont. Dieser Teil der Alpen mit seinem Fernwanderweg, dem GTA, fasziniert durch seine Ursprünglichkeit, Ruhe und Abgeschiedenheit. Im Norden der Region die Kultur der Walser und der Gran Paradiso Nationalpark. Dann die “heiligen” Berge der Piemonteser. Der Rocciamelone, mit mehr als 3500 m der höchste Wallfahrtsberg der Alpen.

Und der Monviso, für mich einer der schönsten Berge der Alpen, den jeder Piemonteser einmal bestiegen haben möchte, wobei es die wenigsten schaffen. Mir war es vergönnt, auf beiden schon gestanden zu sein, so dass bei dieser Tour Gipfelambitionen nicht in den Zeitplan passen.

Im Süden dann die Seealpen mit der Argenterra, dem südlichsten 3000er der Alpen.

Am 15. August ist Ferragosta in Italien – der Feiertag. Das ganze Land ist unterwegs. Am Vorabend finden überall Feste statt. Ich bin in Talosio und werde vom gesamten Dorf zum Mitfeiern vereinnahmt. Früh ziehe ich mich zurück, allerdings wohl doch zu spät, die Kopfschmerzen plagen mich bis zum Mittag!

In Fondo übernachte ich in einem über 400 Jahre alten Walserhaus. Ich bin froh, meinen Schlafsack dabei zu haben. Wie kalt müssen hier erst die Winter gewesen sein!

Der Herbst hat hier im Süden früher Einzug gehalten als sonst, erzählt mir ein Bauer, der gerade dabei ist, seine Alp winterfest zu machen. Immer mehr Alpen werden nicht mehr bewirtschaftet. “Die jungen Leute gehen lieber in die Stadt, da läßt sich das Geld leichter verdienen”, klagt er.

Die Seealpen liegen hinter mir. Die sogenannten Voralpen sind erreicht. Das typische Karstgebirge des Mittelmeerraums.

Das Ende meines Abenteuers naht. Und mir wird langsam bewußt, dass ich es tatsächlich schaffen werde, Nizza zu erreichen. Gemischte Gefühle beschleichen mich…