Die Pyrenäen – Wandern vom Atlantik zum Mittelmeer

Hervorgehoben

Mal wieder unterwegs…

In diesem Jahr in den mir noch unbekannten Pyrenäen.
Wild, einsam und wunderschön sollen sie sein. Von den drei Fernwanderwegen, die das Grenzgebirge zwischen Spanien und Frankreich durchziehen, habe ich mir den GR10 ausgesucht. Ca. 50 Tage, 47000 hm aufi und 800 km Strecke. Also fast genau die Hälfte meiner Wien-Nizza Tour von 2021.
Schaun wir mal, wie weit es mich treiben wird…
Wann immer möglich, werde ich hier mein Tagebuch posten. Der Routenplan ist oben im Menü abrufbar. Unter “Wo bin ich gerade” könnt ihr meine zurückgelegten Touren ansehen. Ich hoffe, dass ich möglichst oft mobilen Empfang habe. Gern könnt ihr meine Alpenmania Website weiterleiten.

Viel Spaß und bleibt gesund, Dietmar!

Bärenland…?

Die Angaben in der Literatur über die Anzahl der Braunbären in den Pyrenäen sind widersprüchlich. Von 60 bis 80 auf der französischen und 100 bis 200 auf der spanischen Seite ist die  Rede. Die Wiederansiedlung stößt auf massiven Widerstand der Franzosen. Es gehört schon Riesenglück dazu, einem Bären zu begegnen.

Wie an einer Perlenkette reihten sich heute gleich  mehrere Glanzlichter der Pyrenäen hintereinander auf. Eine besondere Etappe nicht nur wegen 1640 m! Aufstieg. Das wunderschöne Hochtal gipfelte in dem 2185 m hohem Col d’Ayous mit dem beeindruckenden Blick auf den wohl meistfotografierten Berg der Pyrenäen dem Pic du Midi d’Ossau 2884 m. Kaum zu glauben, wie ähnlich dieser dem Peitlerkofel in den Dolomiten oder der Paglia Orba auf Korsika ist.

Nervig – mal wieder keine Unterkunft zu finden in meinem Zielort Gabas. Marie und Pierre sprechen mich an, ob sie helfen können. Sie nehmen mich mit nach Laruns, wo ich in der La Caverne unterkomme. In der netten Unterhaltung stellt sich heraus, dass ihr Sohn in Saskatoon lebt und dort an der Uni arbeitet. Sie beide lieben Kanada und sind oft dort. Wie klein ist doch die Welt!

Endlich – eintauchen in alpine Landschaften

Senkrecht hervorragende Kalksteinwände, Geröllfelder und felsdurchsetzte Querungen erwarten mich auf der ersten hochalpinen Etappe. Nach dem lieblichen Hügelland des Baskenlandes kommt mir der plötzliche Wechsel in die karge Gebirgslandschaft besonders wild vor. Die finalen Meter zum Pas d’ lOsque seilversicherte Klettereien. Mit 1922 m ist die 2000er Marke fast erreicht.

Ich bin froh, dem Kessel des Skigebietes La-Pierre-Saint-Martin entronnen zu sein. Auch die Pyrenäen scheinen vor so etwas Hässlichem nicht gefeit zu sein. Nein, eine empfindliche Nase habe ich nicht, denn angesichts diverser Herden von Kühen, Schafen, Pferden und Hausschweinen stinkt es hier penetrant.

Die Pyrenäen erinnern hier stark an die Dolomiten. Erdgeschichtlich sind beide zur Alpenfaltung  entstanden. Wobei die Dolomiten durch Hebung, die Pyrenäen klassisch durch Faltung.

Pays Basque – Im Baskenland

Mit Regen beginnt der Tag, mit Sonne endet er. Den einzigen Gipfel in Wolken gehüllt, lasse ich heute aus. In ihrem Hang nach Selbstbestimmung und Eigenständigkeit erinnern mich die Basken an die Korsen. Von den Zentralregierungen in Paris und Madrid halten sie nicht viel, doch die Segnungen aus den Staatskassen werden gern genommen! Ich lerne die Basken jedenfalls als überaus freundlich und offen kennen.

Auf dem Weg – Pferde über Pferde. Das Pottok Pony ist eine alte, seltene Ponyrasse aus dem Baskenland. Pottok, auch Pottoka, bedeutet in der baskischen Sprache „kleines Pferd“.

Es ist ja bekannt, dass die Franzosen dem Pferdefleisch zugeneigt sind…

Majestätisch im Hangaufwind kreisend begleiten mich den ganzen Tag Bartgeier, eine der vier Geierarten in den Pyrenäen. Mönchsgeier, Schmutzgeier und Gänsegeier sind die anderen.

Am Col Venteux sind urzeitliche Steinkreise zu besichtigen, nicht Stonehenge, trotzdem beeindruckend.

1000 m

Der Pic d’Iparla bringt mich das erste Mal über die 1000 m Marke. Beim Abstieg  leider wieder leichter Regen. Eine Nordwestlage in Verbindung mit feuchten Luftmassen über dem Atlantik ist am Werk. Ich gehe von besserem Wetter aus, je weiter ich das Meer hinter mir lasse.

Die Unterkunftssuche gestaltet sich schwierig. Viele Gites und Hotels haben geschlossen, als Folge von Corona. Mein Zelt für Notfälle musste ich bereits zweimal nutzen. Die Landschaft wird rauer, ein ige Felstürme zeigen sich. Sie erinnert mich an die  piemontesischen Alpen.

Saint-Jean-Pied-de-Port ist erreicht. Die Stadt präsentiert sich voller Pilger. Hier beginnt einer der französischen Jakobswege. Überall die Jakobsmuschel und massenhaft Menschen mit Rucksäcken. Ich besichtige die mittelalterliche Zitadelle  mit einem tollen Blick auf die nächste Etappe.

Basken

Wanderwetter…?

Sieht anders aus. Ab 600 m taucht man in eine Waschküche ein, die sich nicht auflöst.

Trotz des Hügellandes wandert man kaum in der Ebene. Wann immer möglich, fasse ich zwei Etappen zusammen. In Larrau ergattere ich ein Zimmer in einer netten Pension. Abends lädt mich die Wirtin Christin zum Essen ein. Sie ist froh, ihre Englischkenntnisse trainieren zu können. Lange sitzen wir zusammen. Sie erzählt viel von der baskischen Kultur, die zu ihrem Leidwesen von den jüngeren Basken immer weniger gepflegt wird. Nach einem super Frühstück tauche ich wieder in den Nebel ein…

Hügelland

Frankreich hat Ferien. Laut und voll präsentiert sich die Touristenhochburg Hendaye. Ich starte früh und bin froh, schnell die Ruhe des Hügellandes genießen zu können. 1040 hm und 21 km sind für den Einstieg eine Ansage. Die Sonne lässt sich nicht blicken, dafür sind 100% Luftfeuchtigkeit extrem  schweisstreibend. Unterwegs zähle ich mindestens 50 freilaufende Pferde und lediglich 5 Kühe – wohl typisch für die Pyrenäen. Noch kann ich mich nicht entscheiden, ob ich die Kuhfladen der Alpen den Pferdeäpfeln der Pyrenäen, die ziemlich dicht gesät auf den Pfaden liegen, vorziehe.😀