Vom Schnee zum Wein und zurück

Es scheint, als hätte man sich in Italien auf die Frühstücksbedürfnisse der GTA-Wanderer eingestellt. Auch hier im Agriturismo Belvedere gibt es ein tolles Colazione. Das Aostatal will heute durchquert werden, eines der großen Alpentäler. Die E25 führt durch das Tal von Turin bis nach Frankreich. Es ist mit 291 m der tiefste Punkt meiner Wanderung. Der Abstieg führt überwiegend auf uralten Mulaterias (Maultierpfaden) ins Tal hinab. Diese sind teils kunstvoll gepflastert und oft Jahrhunderte alt. Auf ca. 600 m beginnt der Weinbau, der vom Klima der nahen Poebene begünstigt wird. Quincinetto war Zollstation. Der einstige Reichtum des Ortes zeigt sich in der prachtvollen, barocken Kirche, in der ich für alle Mitlesenden eine Kerze anzünde! Aufi geht es wieder Richtung Schnee und ich bin froh das laute Tal schnell unter mir zu lassen. Das Agriturismo Le Capanne liegt auf 1400 m und wird von drei Generationen der Familie Momoretti bewirtschaftet. Der Bauer ist gerade beim Heumachen. Für die Kenner: Same Dorado mit Doppelmessermähwerk,  Kreiselmäher auf diesen Flächen nicht möglich. Ich schaue noch im Kuhstall beim Melken zu und frage mich schon, was mit der Gülle von 40 Kühen hier oben passiert? Dazu morgen mehr.

Mulateria
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Zwei-Wochenbilanz

  • Wetter okay, Gewitter normal
  • Sichten könnten besser sein, Berge früh in Wolken
  • 207,34 km
  • 15346 hm aufi
  • Alles gut!
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Ein nicht so guter Tag

Eigentlich hat der Tag mit einem reichhaltigen Frühstück noch gut angefangen. Gewitter waren ab ca. 13 Uhr angesagt. Der Colle del Lace zieht sich auf fast 2300 m hinauf und ist ziemlich ausgesetzt. Keine guten Bedingungen um ein Gewitter dort oben zu erleben. An der Alpe Coda bietet sich ein phantastisches Panorama. Mittendrin, wenn auch in Wolken, der Gran Paradiso. Auf dem Pass beginnt es zu regnen. Ein schwieriger Abstieg! Ich bin froh, nach 3 h das Agriturismo Belvedere erreicht zu haben. Eine heiße Dusche und ein gutes Abendessen versöhnt den Tag ein wenig.

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Was für ein Abstieg

Es ist nun mal so, einem langen Aufstieg folgt ein mindestens eben so langer Abstieg. Schließlich stehen die südlichen Alpen quer zum Verlauf der GTA. Aber 1400 m abwärts ist schon ein richtiger Knieschlakler, wie man in Bayern sagt. Deshalb früh los. Es war ein sehr schöner Hüttenabend bei Antonio auf dem Rifugio Rivetti. Die Wirte sind wirklich gebeutelt durch Corona. Sie dürfen die Zimmer nur einzeln belegen d.h. in seinem Fall statt einer Vollbelegung mit 20 Personen nur max. 5 Personen. Wie soll sich das rechnen? Die Hütte muss mit dem Hubschrauber versorgt werden. Die Flugstunde kostet rund 500 Euro! Da muten die 52 Euro für die Übernachtung mit üppigem Abendessen und normalem Frühstück geradezu lächerlich an.

Der Abstieg endet in Piedecavallo. Ausruhen ist angesagt, in einer netten Bar gibt’s erst einmal ein Bier und Ruhe für die geschundenen Knie. Es ist erst Mittag und für die 480 m aufi zum Santuario San Giovanni bleibt genügend Zeit. Eine Übernachtung in einer Zelle, die früher von Padres bewohnt wurde, ist – zugegeben – reizvoll. Auch wenn nur eine Nacht in heiliger Umgebung kaum für die Vergebung aller Sünden ausreicht?!

Rifugio Rivetti
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Endspurt

Es ist heiß. Das Karstgebirge vor der Küste speichert die Sonnenenergie kaum und verstärkt diese noch. Der GR 52 ist miserabel gekennzeichnet und schlecht ausgebaut. Ohne Navi kaum machbar. Eigentlich wollte ich mir im Vallee Merveilles die ältesten prähistorischen Felsgravuren des Alpenraumes anschauen. Doch die Hitze fordert ihren Tribut, ein Grund wiederzukommen. Nach einer weiteren Nacht im Zelt mit abendlichem Bad im Gebirgsbach, erreiche ich auf kürzestem Weg Nizza und das Meer.

Arrivo!

Schlussbilanz:

5 Wochen und 2 Tage

689 km

40392 hm aufi

Es war wunderschön!

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Bergwetter…    

Am Morgen in der Rifugio Morelli Buzzi läßt der Blick in den Himmel nichts Gutes erahnen. Cirruswolken überall. Ab Mittag wird wohl mit Regen zu rechnen sein. Mein letzter Pass steht an. Der Colle de Finestre mit 2425 m. Doch schon beim Abstieg vom Colle Valasco bricht das Wetter los. Hagel, Regen und Sturm. Auf dem Weg liegt die Rifugio Soria-Ellena, die ich schnellstens ansteuere und vor dem schlimmsten Wetter erreiche. Vor acht Jahren war ich auf einer Tour schon einmal in dieser Rifugio. Sie wird seit mehr als 20 Jahren von Mary gemanagt, einer Philipinin in den italienischen Bergen! Mary ist hier eine Institution. Jeder Bergfreund im Piemont kennt sie. Sie unterstützt mit dem Einkommen aus der Hütte ihre Familie. Und hat natürlich auch in diesem Jahr zu kämpfen. Neben einem Franzosen sind wir nur zwei Gäste und sie ist froh über jede Einnahme. Eine herzenzgute Frau. Am Morgen verabschieden wir uns herzlich, sie ist sicher, wenn ich in acht Jahren wieder vorbeischaue, wird sie noch da sein! In Madone de Fenestre, einem ehemaligen Benedektinerkloster in dem nun ein Posto Tappa untergebracht ist, muss ich mich entscheiden. Absteigen nach St. Martin oder den Monte Prals mitnehmen mit der Chance das Meer zu sehen. Danach aber einen Abstieg von mehr als 2000 hm hinnehmen. Nicht ohne das Kloster besichtigt zu haben, stehe ich zwei Stunden später auf dem Gipfel mit Meerblick. Toll! Der Abstieg, na ja… Erst gegen 20 Uhr baue ich mein Zelt in Roquebillere auf.

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Im Bann der Argentera

Das Argentera Massiv ist der höchste südliche 3000er der Alpen. Seine Vergletscherung gilt als die südlichste Europas und befindet sich Luftlinie nur 45 km vom Meer entfernt. Das Gestein, aus Gneis und Granit aufgebaut, sorgt für große Wasserundurchlässigkeit und damit für eine Vielzahl von Seen, Bächen und Wasserfällen. Neben dem Steinadler ist der Bartgeier mit einer Population vertreten. Wieder begegnet mir Vittorio Emanuel II. Aus seinem ehemaligen Jagdrevier entstand der Nationalpark Alpi Marittime. Mehr als 50 Pflanzenarten gelten hier als endemisch. Z.B. der Argentera-Steinbrech. Er kann 50 Jahre alt werden, blüht nur einmal und stirbt dann ab. Was für ein Leben! Aus einer Thermalquelle ließ Vittorio ein Thermalbad errichten, das heute, etwas heruntergekommen, seine Tore offen hält. Hier und im angrenzenden Nationalpark Mercantour hat der Alpenwolf sein Hauptverbreitungsgebiet. Doch so viel ich auch heule, bekomme ich leider keine Antwort!:-) Auffällig sind die vielen Steinböcke, die sich besonders zutraulich zeigen. Morgen geht es das letzte Mal auf deutlich über 2000 m aufi, danach verlasse ich die GTA und wandere in Frankreich auf dem GR 52 gemütlich bis Nizza.

Jagdhaus Vittorios in Terme di Valdieri. Versucht der italienische Staat seit Jahren zu verpachten. Niemand möchte es.
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Alpi Marittime

Seit Tagen kündigen sie sich an – die Seealpen. Die Felsformationen werden schroffer, die Täler enger und steiler. Es ist deutlich weniger grün, mediterane Flora setzt sich durch, Weidewirtschaft ist kaum mehr möglich. Das führt zu noch weniger Besiedlung, einsame Täler! Die GTA wechselt ständig zwischen Italien und Frankreich. Überreste der Grenzbefestigungen, zerfallende Militäranlagen, hier war Kriegsgebiet, hier wurde gestorben.

Auf der französischen Seite das Skigebiet Isola 2000. Hier stirbt die Natur! Einplanierte Hänge, Liftanlagen, Infrastruktur. Selbst über 2000 m Beschneiung, das wenige Wasser wird der Natur auch noch entzogen. Wie wiedersinnig: Isola 2000 grenzt direkt an den Naturpark Alpi Marittime, der Welterbe werden soll. Ich tröste mich damit, dass wenigstens die italienische Seite ihre Ursprünglichkeit bewahrt und nehme heute – da genug Zeit – gleich zwei leichte Gipfel mit, bevor ich das Rifugio Malinvern erreiche. Von Weitem grüßt noch einmal der Monviso.

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Irdische Bedürfnisse

Die Osteria de la Pace in Sambuco ist weit über die Region Cuneo bis München für ihre kulinarischen Köstlichkeiten bekannt. Natürlich steuere ich sie auf meinem Weg an. Sambuco, als ehemaliger Militärstandort, beheimatet, von ehemals mehr als 1000, nur noch 70 ständige Einwohner. Am nächsten Tag geht es tief hinein in die Seealpen zum Kloster Sant‘ Anna di Vinadio, mit 2035 m dem höchstgelegenen Kloster Europas. Die Legende berichtet von einem Mädchen Anna Bagnis, das während des Sommers dort oben ihr Vieh hütete. Eines Tages begegnete ihr an einem Felsblock die heilige Anna und trug ihr auf, ein Hospiz zu errichten, um den beschwerlichen Weg über den Pass zu erleichtern. Und so geschah es. Heute wird das Kloster als Priesterseminar genutzt und von Tausenden Touris besucht. Und natürlich werden wir als ruhebedürftige Wanderer – gegen Cash versteht sich – gerne aufgenommen. Sehenswert ist auch die Klosterkirche, die auf den Hang gebaut ist, d.h. zum Altar hin muss man ca. 2 m bergauf laufen! Sie ist mit Votivtafeln an den Wänden gepflastert, die heilige Anna ist die Patronin der Schwangeren und Beschützerin der Familien, so ist das Santuario hauptsächlich ein Frauen-Kultort. Das neben den spirituellen Bedürfnissen die irdischen Bedürfnisse nicht zurückstehen dürfen, zeigte sich leider beim Essen. Das Abendessen war sowohl quantitativ als auch qualitativ unakzeptabel. Marius, ein Franzose, der mit mir am Tisch saß und ich sahen uns danach genötigt, im Klostershop mit einer Schokolade unseren Hunger zu befriedigen. Natürlich mussten wir dabei den klostereigenen Grappa probieren, insofern ein netter Abend. Unsere Beschwerde beim Rektor am nächsten Morgen stiess auf Unverständnis. Schade!

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Alte Wege

Frankreich und die Seealpen kommen näher. Über alte Schmugglerpfade wandere ich hoch über dem Mairatal. Ich verlasse die GTA und nehme die Höhenwege, den ganzen Tag treffe ich niemanden. Im Posto Tappa Arata bin ich wieder einmal der einzige Gast. Lisa und ihr Bruder Luigi sind vor fünf Jahren aus Turin und Mailand zurückgekehrt und haben den Hof ihres Vaters mit viel Liebe zu einer Albergo umgebaut. Beide sprechen gut Englisch und – nein sie klagen nicht. Beim Abendessen sprühen sie geradezu vor Optimismus und sind sich sicher, die schwere Zeit zu überstehen. Sie haben sich ganz dem lokalem traditionellem Essen verschrieben. Sie erzählen z.B., warum in dieser Region immer Sardellen zur Vorspeise gehören. Damit deckte man hier oben den Salzbedarf. Die Frauen schnitten sich sogar die Haare ab und tauschten diese gegen Sardellen ein. Abendessen und Frühstück waren jedenfalls überwältigend, sogar mit selbstgebackenem dunklem! Brot.

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