Was für ein Abstieg

Es ist nun mal so, einem langen Aufstieg folgt ein mindestens eben so langer Abstieg. Schließlich stehen die südlichen Alpen quer zum Verlauf der GTA. Aber 1400 m abwärts ist schon ein richtiger Knieschlakler, wie man in Bayern sagt. Deshalb früh los. Es war ein sehr schöner Hüttenabend bei Antonio auf dem Rifugio Rivetti. Die Wirte sind wirklich gebeutelt durch Corona. Sie dürfen die Zimmer nur einzeln belegen d.h. in seinem Fall statt einer Vollbelegung mit 20 Personen nur max. 5 Personen. Wie soll sich das rechnen? Die Hütte muss mit dem Hubschrauber versorgt werden. Die Flugstunde kostet rund 500 Euro! Da muten die 52 Euro für die Übernachtung mit üppigem Abendessen und normalem Frühstück geradezu lächerlich an.

Der Abstieg endet in Piedecavallo. Ausruhen ist angesagt, in einer netten Bar gibt’s erst einmal ein Bier und Ruhe für die geschundenen Knie. Es ist erst Mittag und für die 480 m aufi zum Santuario San Giovanni bleibt genügend Zeit. Eine Übernachtung in einer Zelle, die früher von Padres bewohnt wurde, ist – zugegeben – reizvoll. Auch wenn nur eine Nacht in heiliger Umgebung kaum für die Vergebung aller Sünden ausreicht?!

Rifugio Rivetti
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Ein nicht so guter Tag

Eigentlich hat der Tag mit einem reichhaltigen Frühstück noch gut angefangen. Gewitter waren ab ca. 13 Uhr angesagt. Der Colle del Lace zieht sich auf fast 2300 m hinauf und ist ziemlich ausgesetzt. Keine guten Bedingungen um ein Gewitter dort oben zu erleben. An der Alpe Coda bietet sich ein phantastisches Panorama. Mittendrin, wenn auch in Wolken, der Gran Paradiso. Auf dem Pass beginnt es zu regnen. Ein schwieriger Abstieg! Ich bin froh, nach 3 h das Agriturismo Belvedere erreicht zu haben. Eine heiße Dusche und ein gutes Abendessen versöhnt den Tag ein wenig.

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Vom Schnee zum Wein und zurück

Es scheint, als hätte man sich in Italien auf die Frühstücksbedürfnisse der GTA-Wanderer eingestellt. Auch hier im Agriturismo Belvedere gibt es ein tolles Colazione. Das Aostatal will heute durchquert werden, eines der großen Alpentäler. Die E25 führt durch das Tal von Turin bis nach Frankreich. Es ist mit 291 m der tiefste Punkt meiner Wanderung. Der Abstieg führt überwiegend auf uralten Mulaterias (Maultierpfaden) ins Tal hinab. Diese sind teils kunstvoll gepflastert und oft Jahrhunderte alt. Auf ca. 600 m beginnt der Weinbau, der vom Klima der nahen Poebene begünstigt wird. Quincinetto war Zollstation. Der einstige Reichtum des Ortes zeigt sich in der prachtvollen, barocken Kirche, in der ich für alle Mitlesenden eine Kerze anzünde! Aufi geht es wieder Richtung Schnee und ich bin froh das laute Tal schnell unter mir zu lassen. Das Agriturismo Le Capanne liegt auf 1400 m und wird von drei Generationen der Familie Momoretti bewirtschaftet. Der Bauer ist gerade beim Heumachen. Für die Kenner: Same Dorado mit Doppelmessermähwerk,  Kreiselmäher auf diesen Flächen nicht möglich. Ich schaue noch im Kuhstall beim Melken zu und frage mich schon, was mit der Gülle von 40 Kühen hier oben passiert? Dazu morgen mehr.

Mulateria
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Monteviso – Ich sehe den Berg

Die Hochebene von Le Capanne hat ein Problem. Sie ist bis auf über 1800 m per guter Straße zu erreichen. Das führt zu einer regen Viehwirtschaft hier oben. Die anfallende Gülle ist für die Fläche schlicht zuviel. Den enormen Stickstoff- und Phosphoreintrag können die Weiden nicht aufnehmen und die meist heftigen Regengüsse spülen alles in die Bäche. Man sieht es an den Grünalgen in den Rinnsalen, die prächtig gedeihen. So ist die Alpwirtschaft erwünscht für den Artenerhalt, ein zu viel jedoch eher schädlich.

Der Aufstieg zum Colle Crest ist mit Kuhfladen gepflastert und es stinkt die ganze Zeit. Oben auf dem Pass dann die Überraschung, zwar noch weit weg aber da steht er – der Monviso. Der höchste Berg der piemontesischen Alpen. Für mich der schönste Berg der Alpen. Lange Zeit galt er mit seinen über 3800 m als der höchste Berg des Alpenbogens bis die 4000er vermessen wurden und der Mont Blanc ihn ablöste. Seine Lage ist faszinierend. Er liegt dicht an der Poebene und schwingt sich von ca. 250 m auf 3841 m hoch. Er überragt alle Berge im Umfeld um mehr als 1000 m und gilt den Piemontesern als so etwas wie ein heiliger Berg, auf dem jeder einmal im Leben gestanden haben möchte. In Fondo hat das B&B geschlossen, glücklicherweise ist das Ristorante geöffnet. Einen netten Platz zum Zelten finde ich zwischen Friedhof und Kirche. Na dann, gute Nacht!

Blütenpracht überall
In ca. 100 km Entfernung – der Monviso
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Zwei-Wochenbilanz

  • Wetter okay, Gewitter normal
  • Sichten könnten besser sein, Berge früh in Wolken
  • 207,34 km
  • 15346 hm aufi
  • Alles gut!
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Alte Wege

Frankreich und die Seealpen kommen näher. Über alte Schmugglerpfade wandere ich hoch über dem Mairatal. Ich verlasse die GTA und nehme die Höhenwege, den ganzen Tag treffe ich niemanden. Im Posto Tappa Arata bin ich wieder einmal der einzige Gast. Lisa und ihr Bruder Luigi sind vor fünf Jahren aus Turin und Mailand zurückgekehrt und haben den Hof ihres Vaters mit viel Liebe zu einer Albergo umgebaut. Beide sprechen gut Englisch und – nein sie klagen nicht. Beim Abendessen sprühen sie geradezu vor Optimismus und sind sich sicher, die schwere Zeit zu überstehen. Sie haben sich ganz dem lokalem traditionellem Essen verschrieben. Sie erzählen z.B., warum in dieser Region immer Sardellen zur Vorspeise gehören. Damit deckte man hier oben den Salzbedarf. Die Frauen schnitten sich sogar die Haare ab und tauschten diese gegen Sardellen ein. Abendessen und Frühstück waren jedenfalls überwältigend, sogar mit selbstgebackenem dunklem! Brot.

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Wolkentag ohne Aussicht

Bergwetter ist eben oft unberechenbar. So muss man aus solch einem aussichtlosen Tag mit Wolken ab 1000 m das Beste machen. Man hat Zeit zum Nachdenken über Gott und die Welt. Ein unspektakulärer Tag also. Spektakulär war nur ein super Abendessen.

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(K)ein guter Tag

Nieselregen und wolkenverhangen – der Tag könnte besser beginnen. Der Weg führt über Grasmatten, die nass sind. Die Schuhe halten zwar dicht die durchgeweichte Hose tausche ich gegen die Regenhose. Bei 10 m Sicht ist es in dem Gras ein ständiges Suchen nach dem Weg. Ohne Navi wäre es schwierig. Auf dem Pass verzieht sich der Regen, sogar die Sonne zeigt sich ein wenig. Das Bergdörfchen Elva beherbergt in seiner Kirche einen Schatz. Ein beeindruckendes Fresko aus dem 15. Jhd. des flämischen Malers Hans Clemer. Die Posto Tappa in San Martino ist top. Doch noch ein guter Tag.

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Lanzo Täler

In den tief eingeschnittenen Lanzo Tälern sind die Höhenunterschiede besonders krass, doch die Landschaftsimpressionen großartig. 60 km von Turin entfernt, waren die Täler einst die Sommerfrische der begüterten Turiner. In den Dörfern stehen heute noch einige gut erhaltene Villen. Das Dorf Balme gilt als Wiege des italienischen Alpinismus. Es war Ausgangspunkt für viele Erstbesteigungen und die Heimat vieler Bergführer. Am Anfang des Dorfes entdecke ich ein modernes Gebäude. Eine Bio-Brauerei! Ich schaue einfach mal rein und ein paar Minuten später steht ein halber Liter zum Kosten vor mir. Köstlich! Von der Bergsteiger Vergangenheit ist im Ort nicht mehr viel zu spüren. Beim Abendessen gesellt sich Franco zu mir, der örtliche Sektionsvorsitzende des CAI (Club Alpino Italiano). Er hat von dem GTA-Wanderer gehört. Sein Großvater war noch Bergführer, heute sei damit kein Geschäft mehr zu machen. Er warnt mich vor dem morgigen Abstieg nach Usseglio, steil und die Wege seien zugewachsen.

Der Aufstieg zum Passo Paschiet ist eher gemütlich und führt überwiegend an einem schönen Gebirgsbach mit einladenden Badegumpen vorbei. Es gilt heute zwei Pässe zu erklimmen. Der Lago Paschiet und eine Biwakschachtel sind schnell erreicht, bevor es auf den Abstieg geht. Und der hat es wirklich in sich. Langsam und mit größter Vorsicht, der Fels ist extrem glitschig, läßt sich ein Sturz vermeiden. Letztendlich bin ich froh, heil in Usseglio angekommen zu sein und genieße mein Abschlussbierchen heute ganz besonders.

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Hoch hinaus

Der Colle Alberjan mit 2710 m steht heute auf dem Programm. Leider steige ich ab 1500 m wieder in eine Wolkenwand hinein. Meine Hoffnung ist, dass zumindest der Pass wolkenfrei ist. Der Aufstieg ist ansonsten angenehm. Guter Weg, nicht zu steil. Und ganz oben lasse ich mich tatsächlich von der Sonne verwöhnen. Übernachtung heute bei der bekanntesten Posto Tappa des GTA im La Miranda von Lou Barant. Als ich bei ihm ankomme, vertröstet er mich, zeigt mir mein Zimmer und verabschiedet sich, um 8 Uhr gebe es Essen, dann sei er wieder da? Kein gutes Essen, Frühstück ebenfalls. Scheinbar hat die Posto Tappa die besten Tage hinter sich.

Mittagspause auf dem Colle Alberjan
Blütenmeere überall
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