Die Almwirtschaft brachte in den Ossolatälern nicht wirklich viel ein. Da war der Schmuggel in die Schweiz schon lohnender. Zwischen 500 und 1200 m wachsen hier und in anderen Gebieten Italiens die Esskastanien, die nicht nur zur Selbstversorgung dienten. Von Brot, Viehfutter, Waschmittel bis Bier (heute noch auf Korsika eine köstliche Spezialität) diente die Frucht für fast alles. Erst die Eisenbahn, eine der Hauptstrecken von der Schweiz in die Industrieregionen der Lombardei, brachte der Gegend einen bescheidenen Wohlstand.
Es ist nicht zu heiss heute und der Aufstieg läuft gut. Kurz vor meinem Ziel dem Rifugio Colma bellt mich ein kleiner Hund unerbittlich an. Luigi, sein Herrchen pfeift ihn zurück. Er fragt, woher ich komme und bietet mir einen Espresso in seiner Hütte an. Er ist Rentner und verbringt fast den ganzen Sommer hier oben. Neben seiner Alm steht die Ruine einer kleinen Kapelle. Er erzählt mir, dass diese in Gedenken an zwei Partisanen errichtet wurde, die hier von Deutschen während des Krieges erhängt wurden. Nach einer herzlichen Verabschiedung erreiche ich kurz darauf mein Ziel – das Rifugio Colma.