In den tief eingeschnittenen Lanzo Tälern sind die Höhenunterschiede besonders krass, doch die Landschaftsimpressionen großartig. 60 km von Turin entfernt, waren die Täler einst die Sommerfrische der begüterten Turiner. In den Dörfern stehen heute noch einige gut erhaltene Villen. Das Dorf Balme gilt als Wiege des italienischen Alpinismus. Es war Ausgangspunkt für viele Erstbesteigungen und die Heimat vieler Bergführer. Am Anfang des Dorfes entdecke ich ein modernes Gebäude. Eine Bio-Brauerei! Ich schaue einfach mal rein und ein paar Minuten später steht ein halber Liter zum Kosten vor mir. Köstlich! Von der Bergsteiger Vergangenheit ist im Ort nicht mehr viel zu spüren. Beim Abendessen gesellt sich Franco zu mir, der örtliche Sektionsvorsitzende des CAI (Club Alpino Italiano). Er hat von dem GTA-Wanderer gehört. Sein Großvater war noch Bergführer, heute sei damit kein Geschäft mehr zu machen. Er warnt mich vor dem morgigen Abstieg nach Usseglio, steil und die Wege seien zugewachsen.
Der Aufstieg zum Passo Paschiet ist eher gemütlich und führt überwiegend an einem schönen Gebirgsbach mit einladenden Badegumpen vorbei. Es gilt heute zwei Pässe zu erklimmen. Der Lago Paschiet und eine Biwakschachtel sind schnell erreicht, bevor es auf den Abstieg geht. Und der hat es wirklich in sich. Langsam und mit größter Vorsicht, der Fels ist extrem glitschig, läßt sich ein Sturz vermeiden. Letztendlich bin ich froh, heil in Usseglio angekommen zu sein und genieße mein Abschlussbierchen heute ganz besonders.