Der Ruf der Wildnis

Wer kennt sie nicht die Geschichte des Hundes Buck aus dem Roman von Jack London. Mit seinen eindrucksvollen Naturschilderungen Alaskas zu den Zeiten des Goldrausches hat er mich schon als Jugendlicher fasziniert und die Grundlage einer gewissen Abenteuerlust bei mir gelegt.
Viele Jahrzehnte später hat uns dann Alaska und Kanada in ihren Bann gezogen, so dass es Lisa und mich immer wieder dort hinzieht.

Unendliche Weiten, riesige Wälder, glasklare Seen und eisige Winter. Bären, Biber, Bisons und Elche. Ahornsirup, Poutine und jede Menge Fastfood. Mounties, Multikulti und eine parlamentarische Monarchie. Kanada steckt voller Klischees – aber auch voller Überraschungen!
Wie erschließt sich einem dieses zweitgrößte Land der Erde?
Nun, in erster Linie benötigt man Zeit. Nach den vier Wochen, die wir 2018 in den Rockies und dem Westen des Landes verbringen konnten, haben wir jetzt die Zeit für mehr.
So stand schnell fest, dass es sicher ein halbes Jahr werden wird.

Das Abenteuer beginnt schon beim Planen

Eine Wohnmobilreise – na klar! Eine grobe Strecke war schnell gefunden und noch schneller standen ca. 30.000 km zu Buche. Die darauffolgenden Diskussionen und Überlegungen änderten schlussendlich nicht viel an der Grobplanung, nur – dass wir natürlich nicht jeden Tag unterwegs sein wollen und uns eher treiben lassen werden, ohne die Highlights aus den Augen zu verlieren. Ein Plan bis ins Detail kommt für uns eh nicht in Frage.
Ein Womo mieten, kaufen oder gar das eigene verschiffen war angesichts der exorbitant gestiegenen Preise sowohl in Kanada als auch der USA nach vielen Gesprächen und Internetrecherchen gleichfalls schnell entschieden: Wir lassen unser eigenes über den großen Teich schippern! Ab 2-3 Monaten Verweildauer ist dies mit Abstand die günstigste, wenn auch nicht unkomplizierteste Lösung.

Vorbereitung Womo

Abgesehen von der Organisation der Überfahrt sorgen ca. 3000 km Schotterpiste (Dempster Highway) für spezielle Anforderungen an die Technik.
Die Dichte der Campgrounds in Kanada/USA ist sehr überschaubar, so dass es unabdingbar ist, weitestgehend autark zu sein. Und man begegnet auf ihnen eher einem Bären 😉 als dem Nachbarn, der in der Regel weit weg campiert. Außerdem sind die meisten Campgrounds nur mäßig ausgestattet oft ohne Strom (110V!) und Sanitäreinrichtungen.
Also wurde die vorhandene Solaranlage vergrößert und ein Wechselrichter für 230V eingebaut. Verstärkte Reifen wurden montiert, ein vollwertiges Reserverad sowie ein kleiner Kompressor samt Reifenreparatur-Kit mit an Bord genommen. Im Yukon ist man halt schon mal 400 km ohne Möglichkeit der Reifenreparatur unterwegs. Die Montage einer Luftfederung für die Sicherheit und den Fahrkomfort sowie ein Unterbodenschutz für Motor und Getriebe zum Schutz gegen heftige Steinschläge tragen erheblich zur Beruhigung des “Abenteurergewissens” bei.
Zwar ist Stellantis (Fiat Ducato) in Nordamerika vertreten, der Ducato wird dort von Chrysler unter dem Namen Ram Promaster vertrieben, so dass die Ersatzteilversorgung scheinbar gewährleistet ist. Trotzdem – vom Ölfilter angefangen bis zu den Bremsbelägen vorn, jede Menge Kleinteile, Elektromaterial etc. und natürlich Werkzeug fanden einen Platz im Gepäckraum.

Die Highlights

Unser Womo und wir kommen in Halifax an. Die erste Etappe führt uns nach Cape Breton, wo wir mehrere Wanderungen im Cape Breton Nationalpark planen. Die Überfahrt nach Neufundland startet von North Sydney aus. Der Deer Lake und der Gros Morne Nationalpark sind unsere Ziele auf Neufundland. Die geplante Schleife durch Labrador werden wir wohl auslassen. Bevor wir die Fähre über den Sankt Lorenz Strom nehmen, durchqueren wir New Brunswik mit dem Prince Edward Island. Quebec, vorbei an Montreal, nach Qttawa sind die nächsten Etappen, bevor wir die Niagara Fälle erreichen. Die großen Seen und einige Nationalparks begleiten uns auf dem Weg nach Winniepeg. In Sasketchewan, the Land of the living Sky – wie es sich selber nennt – liegen zwei Segelflugplätze auf unserem Weg, die wir natürlich besuchen werden und hoffentlich den “Living Sky” von oben genießen können. Über Edmonton und Alberta tauchen wir in die Region des Yukon ein. Kurz vor Dawson City beginnt unser größtes Abenteuer der Dempster Highway, dem wir zunächst bis Inuvik folgen werden. Die letzten 140 km nach Tuktoyaktuk ist die letzte Etappe bis zum Nordpolarmeer. Erst seit 2017 existiert diese Schotterpiste. Zurück in Dawson City folgen wir dem Top of the World Highway nach Tok. Ob wir ab Tok noch einen Abstecher nach Alaska machen, entscheiden wir nach Zeit, Lust und Laune. Richtung Süden erwartet uns British Columbia mit vier beeindruckenden Nationalparks. Vancouver Island