Zum Abenteuer gehört immer ein wenig Risiko. So haben wir es gewagt, die Going-to-the-Sun-Road im Glacier National Park zu fahren. Auch im Vertrauen darauf, dass die Amerikaner meist einen Hang zur Übertreibung haben. Mit grandiosen Ausblicken in tiefe Täler, Gipfelimpressionen und leider schmelzenden Gletschern schlängelt sich die Straße immer dicht am Abgrund entlang. Kitzelig wurde es nur einmal, als uns einer der Besucherbusse entgegen kam. Bis 2030 soll es im Nationalpark keine Gletscher mehr geben, trotzdem bleiben die teils über 3.000 m hohen Berge sicher ein Anziehungspunkt. Wir waren heute wohl das einzige Womo, dass die Road passiert hat, obwohl wir auf Korsika schlimmere Straßenverhältnisse erlebt haben.
Weiter geht die Reise durch Montana nach Süden. Kahle, verdörrte Prärielandschaft prägt hier das Land. Die wenigen Ranches können ohne künstliche Bewässerung ihre Rinder nicht mehr durchbringen. Allerdings führen die wenigen Flüsse und Seen kaum noch Wasser. Überall greift die Verbuschung der Weideflächen um sich. Die fehlenden Niederschläge werden zu einem immer größeren Problem für den Getreideanbau und Viehwirtschaft in Kanada und den USA. Gerade in den Great Plains, der Kornkammer der USA, wird verstärkt mit Bewässerung gearbeitet. Die Folge sind austrocknende Flüsse und sinkende Grundwasserstände.
“Don´t go to the US”, wie oft hörten wir diese Bemerkung in Gesprächen mit Kanadiern, als wir unsere Absicht kundtaten, den Yellowstone Park zu besuchen. Natürlich ließen wir uns nicht davon abhalten. Und tatsächlich – wir achten insbesondere auf kanadische Autokennzeichen in den zwei Wochen USA und – sehen lediglich drei davon. Die Kanadier meiden ihre Nachbarn, wo es nur geht.
Wir erreichen den Yellowstone National Park von Idaho aus über seinen West Eingang. Mit seiner riesigen Magmakammer in 8 km Tiefe gehört der Yellowstone in die Gruppe der Supervulkane. Tektonisch instabil und mit der weltweit größten Dichte an Geysiren auf einer durchschnittlichen Höhe von 2.400 m liegt der Park mit 9.000 km² Fläche in den Rockies. Er ist der älteste National Park der Welt und zieht jährlich 5 Mio. Besucher in seinen Bann. Auch wir werden Teil der Menschenmassen, die sich allerdings selbst in der Hauptsaison gut verteilen. Die fünf Campgrounds (CG) sind im August schon ein Jahr im Voraus ausgebucht. Nur Bridge Bay, ein CG am südwestlichen Ende des Parks, hat noch Kapazitäten frei. Dieser wird unsere Ausgangsstation und wir buchen schon gleich für drei Tage.
Es sind nicht die landschaftlichen Schönheiten oder das Wildlife des Parks, sondern die 10.000 heißen Quellen und 500 Geysire, die begeistern. Natürlich darf Old Faithful, der berühmteste unter den Geysiren, auf unserer Tour nicht fehlen. Im Gegensatz zu den vielen Tagesbesuchern, nehmen wir uns Zeit und konzentrieren uns weniger auf die 5000 Bisons im Park als auf das nach oben beförderte Erdinnere. Die Farbspiele der brodelnden, fauchenden, glucksenden und zischenden Geysiere, Quellen, Fumarolen und Schlammtöpfe hatten wir uns nicht annähernd so spektakulär vorgestellt.
Wir müssen zwar abends zu unserem Campground zurück, können die Touren aber so legen, dass wir in der Lage sind, sämtliche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Das absolute landschaftliche Highlight ist der Yellowstone Grand Canyon, den wir am letzten Tag im Park besuchen. Noch einmal geht es danach weiter in Richtung Süden zum Grand Teton Nationalpark, der sich an den Yellowstone in den Rockies anschließt. Jackson ist der Hauptort des Teton Nationalparks und gleichzeitig der südlichste Punkt in den USA unserer Reise. Jackson ist eine quirlige Westernstadt. Überall Männer und Frauen in Cowboykluft. Es herrscht eine tolle Stimmung in den Straßen, Saloons und Steakhäusern. Es wirkt nicht aufgesetzt sondern richtig authentisch. Am nächsten Tag fahren wir den Teton Pass hinauf und sind in Idaho. Nach einer Bergtour in den Teton Mountains geht es wieder nach Norden.













